Konzert 2011 NR 3

Petrosilius schrieb am 13.11.2011 um 13:31 Uhr
94
Tags:

Konzert NR 3

7 Spuren,
eingespielt ohne Rhytmus oder Metronom im Hintergrund.
Raus aus dem Gefängnis der Takte die meinem musikalischen Empfinden
bei der Umsetzung meiner "Wahren" inneren Musik im Weg sind. Also neue Erkenntnis. Alle Töne liegen also irgendwo, und zwar dort wo es mein Einspielgefühl für passend erachtet hat und nicht dort wo die Zählzeiten definiert sind.
Alleine das legato gehaltene Akkordarrangement war mein Taktgeber beim einspielen.
Zusätzlich kam die Tempospur zum Einsatz (danke Tommy), in der Mitte ist ein schnellerer Part, gegen Ende wird es langsamer.
Also erst die erste Melodie eingespielt, passend zu der Harmonievorgabe und dann die restlichen Spuren direkt als Arrangement dazuempfunden.
Keine Noten verschoben, keinerlei Quantisierung verwendet, keinerlei Nacharbeit bei den Midimelodien oder Komprimierung der Anschlagstärke auf Midi-Ebene. Alles so als wäre ich das "Orchester" in einer Person mit allen Qualitäten und allen Unstimmigkeiten.
Weitere Erkenntnis:
Um einen Klang zu erzeugen der die Atmosphäre eines Konzertsaales wiedergeben soll muss man alles weglassen an technischen Rafinessen die nicht in einem Konzertsaal vorkommen. Glücklicher Weise hatte ich mal einmal
ein Jahresabbo und habe das damals voll genutzt, mit Anzug und einem Glas Kola statt Sekt in der Pause nebst Bretzel.

Instrumente:
Bass, Piano, was Hornähnliches, Gitarre, Geigen, Celesta, eine Padspur die die Tiefen leicht auffüllt.

Der Aufnahmeprozess funktioniert hier nur wenn man die technische Bearbeitung sofort nach jeder Aufnahme tätigt, ebenso EQ und Panorama, ansonsten hört man nicht ob sich die weiteren aufzunehmenden Instrumente auch integrieren.
Ds kann natürlich erstmal nur Grob sein, aber es ist zur Orientierung unerlässlich.
Ich arbeite also bei diesen Stücken am Arrangement und Mix gleichzeitig.
Dh, ich spiele ein und arrangiere und mixe so als wäre ich der Dirigent, jedes Instrument reagiert dann als stände der Dirigent mit Stab in der Hand wie im Orchester vor seinen Musikern. Solche Stücke schaffen ist wie dirigieren, auch das ist mir erst gestern aufgefallen.
Die Celesta ist als Stereosplit ausgeführt, auch eine neue Erkenntnis,
so kann man auf der linken Seite einen anderen Effekt einsetzen als auf der rechten Seite und so durch Modulation den Klang anfetten ohne eine Kompression zu verwenden. In diesem Falle ein chorusähnlicher Effekt der dem Instrument durch hinzufügen von Resonanzen einen anderen Klangcharakter verliehen hat.
Hier habe ich zu gunsten der Tiefenstafflung ignoriert, dass das im Orchester so nicht vorkommt, aber im Prinzip möglich wäre mit zwei Musikern die links und rechts weiter hinten stehen.

Die Geigen habe ich (auch neue Erkenntnis) durch ein Stereodelay geschickt welches auf links und rechts auf 1/2 Triole synchronisiert war bei voller Stereobreite. Das ergibt recht natürlich anmutende zusätzliche Artikulationen des Instrumentes.

Das "Horn" (modifizierter Holzbläser)habe ich mit meinem Multiandkopressor zu Durchsetzungsfähigkeit gebracht, diese Kompressorsorte eignet sich hervorragend um als EQ die spezifischen Instrumentfrequenzen herauszuholen.

Um die in den Insertslots vorandenen Ambienteffekte zu homogenisieren habe ich zusätzlich eine Sendkanal mit Halleffekt auf alle Instrumente in unterschiedlicher Dosierung angewand, neben der Panoramaeinstellung ergibt das den "Orchsterklang".
Auch dies hab ich nur moderat eingesetzt. Leider hab ich nicht an ein Refernzhören gedacht, wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen.

Der Versuch Lautstärke rauszukitzeln ging nach hinten los, die Dynamik litt erheblich, selbst bei sehr moderater Anwendung. Also kein sogenanntes Mastering, allerdings etwas Finisch.
In den klassischen Arrangements die ich bisher auf Midiebene gesichtet habe
entsteht die Lautstärke durch das geschickte zusammenlegen der Instrumente und deren natürlichen Lautstärkeverläufen, nicht durch Kompression.
Da bin ich noch ganz weit weg von dem was mein Equipment hergeben kann.

Die Harmonie ist meine Umsetzung einer meiner Lieblingstexte, Blühmlein blüh...
dh es gibt das Stück auch in einer alten Version, gesungen und mit schlechtem Sound. Ca 8 jahre alt. Als Pock-Rockversion.

Ein wesentlicher Unterschied zum Klang in einem Konzertsaal dürfte sein, dass die natürlichen Instrumente dort nicht mit EQ's behandelt werden,
das geht jedoch nicht 1 zu 1 im Rechner umzusetzen, man zB muss dem Klavier etwas die Tiefen wegnehmen, wenn man dann das Klavier recht weit nach vorne bringt und es mit wenig Begleitung spielt fehlen die Tiefen für die Authenzität.
Ich sag nur....üben, denken, üben denken und nochmal und nochmal hinhören....und alles in allem, das ist alles sehr sehr Komplex.

vG P.

Angefangen hat meine Leidenschaft für's selbst Musik machen als ich 14 war
bei einem Freund. Der hatte eine recht passabele Anlage damals schon und er hat Mike Oldfield aufgelegt. Es hieß Oldfield hätte alle Instrumente selbst gespielt und alles alleine gemacht und gemischt. In dieser Sekunde ist es passiert. Wenn man alles selbst machen kann und so tolle Klänge herauskommen, dann kann ich das auch probieren. Zu Hause hatten wir ein Klavier an dem ich Notenfrei passende Töne gesucht habe, mein Vater hat mir dann auch auf seiner alten Lagerfeuergitarre die einfachen Akkorde beigebracht. Ich hab ein halbes Jahr gebraucht bis ich 3 Akkorde ausreichend flüssig spielen konnte, bei motorisch talentierten dauert das 3 Tage.
Beim Klavieruntericht hab ich mit 17 total versagt, es war für mich unmöglich meine Zähigheit einzusetzen um kleine schwarze Punkte auf Linien
in die Finger zu bekommen. Also hab ich weiter nur das das gespielt was die Natur mir mitgegeben hat.
Klänge hatten mich schon immer interessiert.
Mit 18 hab ich mir die Ovation gekauft + ein Fostex 4 Spur Kasetten Rekorder+ einen Boss Drumcomputer, typische 80zige Jahre Sounds....und ich hab absolut nichts brauchbares zusammen bekommen. Der Fehler war...es war zu viel auf einmal an Technik und es war niemand da, der mit helfen konnte. Also hab ich die nächsten Jahre nur die Gitarre geschummelt und kleine Songs gemacht. Völlig talentlos, aber mit tiefen Emotionen. Das was man in sich fühlt ist das Potential und an das hab ich immer geglaubt, auch wenn die Ergebnisse Müll waren und teilweise auch noch sind.
Cubase 3/4, als die ganz alte Version als es vom reinen Miditool zum Sequenzer wurde war mein erstes Musikprogramm, damals noch auf einem mac mit 300mhz Prozessor und 23 millisekunden beste Latenz. Nach etwa einem Jahr kam dann Cubase 4 mit dem ersten VST Synth überhaupt, der hieß Neon. Gaaaanz primitives eher dürftig klingendes kleines Teil, aber der Vorteil gegenüber dem Anschluss von meinem Synth den ich auch in der Zeit gekauft hatte war eindeutig......
Anfangs hab ich alles gelernt was so in den Fachzeitschriften angesprochen wurde. DH, ich hab es auf meine Weise ausprobiert. Ich hab rumgesampelt und mir sogar eigene Instrumjente die man über die Tastatur spielen konnte erstellt.
Audio auf Sampelebene knackfrei schneiden, loopen etc...alles Dinge die einem heute abgenommen werden. Da ich das alles auch Theoretisch soweit ich es verstehen konnte mitbekommen habe bezeichne ich das einfach mal als Basis Grundausbildung. Ich hatte einfach Interesse daran. Jahrelang hatte ich darüber vergessen, dass Musik im inneren gemacht wird womit ich nicht das Innere eines Werkzeuges wie den Rechner meine.
Ich hab Klänge zusammen gebracht die nicht zusammen gehören, immer auf der Suche nach "meinem Sound" wobei das völliger Blödsin war nach meiner heutigen Auffassung.
Letztlich geht es darum das eigene Innere zu transferieren und das verbessert sich durch die Arbeit an sich selbst. Alle guten Musiken sind ein Resultat einer musikalischen Seele.
Das Vermögen diese Umzusetzen darf nicht mit der technischen Leistung gleichgesetzt werden, diese ist nötig um die eigene Musik glaubhaft präsentieren zu können. Technik als solche: "Lasst die Maschinen spielen" ist in meinen Ohren eine eigenständige Kunstform, es sind Klänge, es existieren vergleichbare musikalische Strukturen, es ist ein wunderbares Experimentierfeld auf das ich nicht verzichten will. Mehr nicht.

Weil ich selbst mein ganzes Leben lang immer mehr Potential hatte als Wissen und Training um dieses umzusetzen kann ich das Potential von Musikschaffenden sehr sensibel auseinander klabustern. Ich höre, egal ob es Sampelmusik ist oder Handgemacht oder Mischformen ob jemand Potential hat oder nur glaubt er hätte es weil die vorgefertigten Klänge 95% der eigentlichen Arbeit, der Arbeit an einem Selbst scheinbar bequem ersetzen. Dementsprechend bewerte ich auch Musik. Es ist mir dabei völlig egal oder besser gesagt gar nicht nötig das alles sauber klingt damit mir was gefällt. Mir gefällt immer wenn ich den Musikschaffenden erleben darf bei dem was er tut, in Radiomusik finde ich das ganz selten, hier in der Com schon etwas mehr. Daher erscheinen meine Bewertungen die auch mal krass vom mainstream abweichen können mitunter unverständlich.

Zu Bewertungen von Musik hier allgemein:
Wir haben nicht alle die gleichen Bedingungen, nicht die gleiche Anlage, nicht die gleiche Räumlichkeit. Man kann nur sagen: So klingt es bei mir in meiner Abhörsituation. Ist diese zB recht dürftig kann ein Sound der auf einer super Anlage in Studioräumlichkeit absolut miserabel klingt richtig gut rüberkommen.
Ich nehme gute Mischungen wahr, aber sie sind für mich nicht die Hauptsache, weder bei mir noch bei anderen.

Oft stelle ich fest, dass Bewertungen davon ausgehen was man selbst als idealen Sound definiert hat. Das gibt mir dann Aufschluss wessen Geistes Kind der Bewerter ist.
Genauer bertrachtet kann man fast jedem Sound eine eigene Ästhetik zusprechen.
Ich halte das Mastern zB für den aller letzten Schritt. Jahrzehntelang war das sehr teuer für Bands und die sind nur ins Studio gegangen wenn auch die Musik als solche, dh Idee, Arrangement, Leistung der Musiker etc auf optimalem Niveau angelangt waren. Müll bleibt Müll, auch nach dem Mastern.
Ein super Song kommt aus dem Herzen und kann in 10 Minuten entstehen.
Ein guter Song ist beste Idee, bestes Arrangement und beste Mischung nebst bestem Mastern und ein wenig Herz.
Meine Ansprüche sind sehr hoch, besonders an mich mich selbst, daher ist bei mir der Weg das Ziel. Ich maße es mir nicht an einen Song/Stück zu zeigen der optimal und fehlerfrei ist. In meinen Augen gibt es solche Stücke nur als Sternstunden einzelner Musiker/Bands und sind Heiligtümer unsere menschlichen Kulturen.

Das wichtigste am Musik machen ist dass man sich selbst dabei erlebt und wäre das nicht so gäbe es diese Com gar nicht. Dh jede dargebotene Musik ist als solches wertvoll. Und im Grunde machen wir alle das Gleiche. Daher sollten wir Brüder im Respekt sein. Wir lernen alle noch dazu.

Kommentare

mcbin schrieb am 13.11.2011 um 16:13 Uhr

Hallo MEISTRO,

Hut ab vor Deiner Kreativität. Die ausführliche Beschreibung Deiner Arbeit, ist alleine schon 5* wert. Mach weiter so !!!  

Gruß Michael

Blackpool schrieb am 14.11.2011 um 09:54 Uhr

Ganz großen Respekt hat diese Handarbeit auf jeden Fall verdient. Abgesehen von den Zählzeiten und der Willkür Deiner Komposition klingen die Instrumente noch etwas gehackt gespielt. Spieltechnisch bedingt hat Dein Werk in meinen Ohren noch nicht ganz den Fluss, den es verdient. Vielleicht ist diese Unsicherheit auch gewollt... hmm, grübel. Also damit Du es weißt, ich spiele selber auch hobbymäßig Keyboard und deshalb nehme ich mir, die hier geschriebenen Worte, selber sehr ernst. Den Schluss hättest Du aber nun wirklich noch etwas besser gestalten können, also bei allem gebührenden Respekt. Was ich an solchem Selbstgestricktem aber doch besonders mag, man hört den Schöpfer des Werkes selbst heraus, als wäre man wirklich live dabei. Ich finde es ne tolle Sache und wünsche mir noch mehr von Solchem zu hören. Wünsche mir selber vielleicht mal ein Wenig mehr Zeit um so was auch wieder Mal machen zu können. 

Liebe Grüße

Carlo

ArtistW schrieb am 15.11.2011 um 00:14 Uhr

Ich höre ab und zu ganz gute Musik Momenten.  Ich finde die Wahl der Instrumenten hätte doch was besser gekönnt (VST ???) aber weiter sehr gute Arbeit

MW73 schrieb am 17.11.2011 um 23:43 Uhr

Moderne Klassik vom Feinsten

HUT AB