Frage zu Studio17 und Mixing/Mastering

Impulsantwort schrieb am 27.10.2010 um 12:18 Uhr

Hallo und guten Tag !

Ich habe mich jetzt mal im Internet durchgelesen zum Thema Mixing/Mastering und habe eine grundlegende Frage dazu :

 

Angenommen, ich habe ein Projekt mit 12 Spuren. Darf bzw. soll ich hier schon auf einzelne Spuren sowas wie Limitier, Expander, Kompressor oder Equalizer anwenden, oder macht man das erst beim Mastern. Und macht das Sinn, wenn ich z.B. auf 2 Spuren schon den Limiter einschalte und später im Stereobild nochmals den Limiter verwende ? Nach unendlich vielen Internetseiten und Foren mache ich mir da keine Illusionen, Mixing und Mastering sind eine Wissenschaft für sich und nur von erfahrenen Experten wirklich beherrschbar (z.B. sollte Mix und Master immer von 2 verschiedenen Toningenieuren durchgeführt werden). Es geht mir hier für mein Hobbyprojekt erstmal um die Grundregeln (wie z.b. "Mit dem Equalizer niemals anheben, immer nur absenken"). So, wie ich das verstanden habe, sieht der Workflow so aus :

 

1) 12-Spur-Projekt abmischen - Effekte ja aber kein Expander,Limiter,Kompressor, EQ etc.

2) Project als Stereomix abspeichern

3) Den fertigen Mix (2 Stereospuren) einladen und dann mit Hilfe von EQ,Limiter, Kompressor etc. mastern und anpassen

 

Liege ich in etwa damit richtig, oder habe ich was falsch verstanden ?

 

Ich habe mir auch schon Fachliteratur bestellt um zumindest ein Grundverständnis von der Materie zu bekommen (was bewirkt ein Expander/Limiter, Multibandkompressor etc. und wie wendet man ihn an).

Kommentare

Ehemaliger User schrieb am 27.10.2010 um 14:03 Uhr

ja ... es war einmal ein Märchen vom Mastern....
Diese Frage beantworte ich doch gerne mal mit eigenen Wissen, Erfahrungen.
Ich lese auch viel darüber, nutze auch schon einiges an Wissen.

okay ... jetzt hier ein Buch schreiben wäre völliger Blödsinn.
Wir müssen es sachlicher angehen. Grundlegendes.
Eines schon mal zuvor....
Mastering ist nicht mit 2-3 Schritten getan.
Das heist: du wirst ein Projekt in mehrere kleine Unterprojekte
zerteilen müssen.
Ich mache es immer so. Nehmen wir an, mein neuer Song heist "Test".
so würden meine Projekte wahrsch heißen: Test_Step1, Test_Step2 usw
Noch etwas: Jeder hat andere Ohren, jeder hat eine andere Abhöre, jeder einen
anderen Geschmack. wir brauchen also auch Messeinrichtungen.
-Messung für den Peak
-Messung für RMs
-Messung für Stereofeld (und Monokompatiblität)

wir fangen einfach mal billig und idiodensicher an.
1. Baue deinen mix auf. Instrumente, Melodien ecetera
2. So jetzt gehts los. Jede Spur nehmen wir einzeln vor.
Zuerst EQ. Checke jedes einzelne Instrument. Nutze ein FFT-Analyzer.
Das Frequenz-Band sollte naheliegend linear aussehen.
Schneide Frequenzen ab, welche nicht für den Sound gebraucht werden.
Damit meine ich die "Tiefen" und "Höhen".
zB: eine Drum hat mit sicherheit keine Frequenzen mehr ab 10000 Hz.
Aber schau selbst. Bei akustischen Drums gibts Fellgeräusche, welche im oberen
Frequenzbereich liegen.
Vocals .... nimm hier den Bass soweit raus, daß die vocals keine Kraft
verlieren. Warum ? Das wirst du im Mix hören. Der Bass der Vocals darf
nicht mit deinem instrumentalen Bass kollidieren. Dadurch könnte es
passieren daß irgendwelche Sounds beim Anhören "untergehen".
Arbeite auf diese Art und Weise alle Spuren durch.
3. Effekte: chorus,Reverb, Delay usw ... manche Synthsounds klingen
"dicker" wenn man ihnen einen Chorus gibt. Mit Delay kannst du ein monohaftes
Instrument, stereohafter machen. Vocals... versuch hier auch mal Chorus.
aber übertreib es nicht. Alle Effekte eher dezent.
Bei Drum und Bass ... diese Instrumente am besten lassen. Diese bleiben auch in der
Mitte. Beim Bass kann man vielleicht auch Chorus verwenden. Aber dezent ....
experimentiere ...
Reverb ... gibt dir Räumlichkeit. Damit solltest du versuchen, deine Instr im
Stereofeld im "Panorama" besser zu verteilen. und auch hier gilt, weniger ist mehr.
Und Drum liegen lassen. Beim Bass eher experimentieren, aber lieber in Ruhe lassen.
4. Komprimieren:
Es schadet auf jeden Fall nicht, dies auf einzelne Spuren anzuwenden. Ja sogar
empfohlen, weil ... es hier unterschiedliche Bearbeitungen gibt.
Ich würde hier einen RMS-Kompressor empfehlen.
RMS: das ist das eigentliche Signal, was der Mensch warnimmt.
Peak: ist der Absolutwert eines Audiosignals, was der Mensch aber nicht unbedingt
wahrnimmt.
Der Bass,die Drum: hier kannst du ordentlich anpacken.
Da es bei diesen Sounds sehr tiefe Frequenzen gibt, solltest du hier den Treshold
nicht zu kurz ansetzen. Ich merke mir als Anhalt: 1/tiefste Frequ=Treshold
Da der Bass meist bei 30 Hz (oder tiefer) anfängt, sag ich mal 20-33 ms.
Dasselbe für Release. Auch hier experimentieren.
wenn man Treshold etwas kleiner nimmt, gibts leichte Verzerrungspitzen,welche
aber auch durchaus gewollt sind.
Bei Instr oder Vocals können die Werte kleiner sein. Hier gilt auch ...experimentieren.
5. nochmal EQ ?
Ja und nein. Wir haben jetzt Effekte hinzugefügt und alles "gequetscht".
Das heist, das Frequenzband kann jetzt Änderungen beinhalten.
6. Mix überarbeiten.
Ja ... hier und da gibts wohl jetzt leichte Volumenänderungen. Und räumlicher
klingts auch. Jetzt mußt du den Gesamtklang deines Mixes nochmal checken.
7. Mixen
8. Jetzt fangen wir von vorne an. Aber diesemal auf den gesamten Song.
EQ ... sollte weitgehenst klar sein
Reverb ... könnte manchmal nochmal nachhelfen. muß aber nicht
Kompressor ... Treshhold ca 20ms, Release ca 20-40ms
Hier kannst du auch eventuell einen Multibandkompressor nutzen,
um das Frequenzband des Songs in mehrere Teile zuzerlegen und zu komprimieren.
Limit ... jetzt kommt ev. erst dein Lieblingsspielzeug.
Allerdings nicht immer nötig. hier kannst du eventuell noch mal die Spitzen
abschneiden. Vielleicht max 1 db.
EQ ... ja tut mir leid. Aber gerade bei Komprimierung kann es vorkommen,
daß die Brillianz gelitten hat.

Für Profis: noch vor Punkt 8 ...
Studiotechniker splitten den fertigen Mix in ein MItten-Signal und das
reine Stereosignal und bearbeiten diese getrennt voneinander.
Und zum Schluß werden beide Signale wieder zusammengeführt.

Nachwort: Vieles muß man experimentieren. Viele arbeiten vielleicht
auch in anderen Reihenfolgen. Manche nehmen zB erst den kompressor
vor dem EQ. Aber da streiten sich die Profis, weil beide Varianten
Vor-und Nachteile haben.

Viele Effekte, welche du brauchst, hat Magix im Programm.
Wenn dir nochwas fehlt, in meinem Tutorial "Freeware-Plugins for Mastering"
gibts freie Software.  

Ehemaliger User schrieb am 27.10.2010 um 14:07 Uhr

Nachtrag: unter Tutorials findest du auch mehr Workshops. Eines von Funatyc (richtig geschrieben ?)

Impulsantwort schrieb am 28.10.2010 um 11:46 Uhr

Vielen Dank für die Mühe, das war ja eine Menge Info in einem Block ;) Das werde ich mir mal ausdrucken und versuchen, nachzuvollziehen ...

Was ich mir unbedingt noch anlesen muss, ist die genaue Wirkungsweise von Expander, Kompressor, Limiter und Gate. Wie funktionieren die, was machen die, wann wie und warum setzt man sie ein etc. ;) Da kommt noch jede Menge Lesearbeit auf mich zu ;)

Natürlich hab ich Vieles schon durchAausprobieren herausgefunden, aber man will ja alles ganz genau wissen - "Ich dreh da ein wenig und hier ein wenig und dann klingt es auf einmal gut" reicht mir nicht ;)

 

Musikmaschine schrieb am 28.10.2010 um 12:57 Uhr

Hi,

 

ich gebe "Mixing-Einsteigern" gerne den Rat mit auf dem Weg, sich von dem Wort "Mastering" vorerst zu verabschieden, da dass gerade für den, der am Anfang seiner Mix-Künste steht, überfordernd und, etwas drastisch ausgedrückt, sogar überflüssig ist. Denn ohne einen guten Mix, der schon so klingt, wie man es haben mag und auch schon eine "gute" Grundlautstärke inne hat, braucht man nicht an das künstlerische Mastering zu denken; maximal über das technische.

Ohne desillusionieren zu wollen: Man sollte sich trotz aller Arbeit die man investiert vom Gedanken lösen, eine Lautheit zu Hause generieren zu können, wie man es aus Radio etc. gewohnt ist. Das ist einfach nicht machbar, da man entsprechende Soft- und Hardware, plus Hörumgebung und Erfahrung so nicht besitzen wird.

 

ABER: Der Weg ist das Ziel und man kann dem schon ziemlich nahe kommen :)

 

Du besitzt aber schonmal die beste Eigenschaft zum besser werden: du bist neugierig und lernwillig. Das unterscheidet dich schon einmal positiv von vielen anderen :)

 

Allgemein kann ich dir sagen, dass es für keinen Sound der Welt eine Glücksformel gibt. Das ist einfach so. Alles bedingt sich untereinander, miteinander und sogesehen im Mix sogar übereinander.

 

Deswegen ist der erste Schritt, den du ja bereits vollziehst, sich über die Grundlagen und Funktionsweisen der Werkzeuge vertraut zu machen. Dementsprechend ist lesen schon einmal ein guter Anfang. Meiner Meinung nach ist es aber auch wichtig, zumal, wenn man mit Software arbeitet, dass man auch physikalisch versteht, was da eigentlich passiert.

Wenn man denkt, dass man die Grundlagen verstanden hat, und das kann schon ne ganze Ecke Zeit brauchen, dann bietet es sich an, sich bei Youtube Grundlagenvideos anzuschauen. Man versteht die Hintergründe einfach besser, wenn man sich vorher schon belesen hat.

 

Jetzt kommt aber der entscheidende Punkt: eigene Erfahrungen machen. 

 

Natürlich kann man einfach auf Teufel komm raus anfangen wild an den vorhandenen Knöpfen zu drehen und sicherlich wird man auch mal den ein oder anderen Glücksgriff landen und ein gutes Signal bekommen, doch mit einer gewissen Methodik, kommt man gezielt zum guten Ergebnis und kann es vor allem reproduzieren!

 

Wie kann man das angehen?

 

Nehmen wir z.B. einen Kompressor. Davon mal abgesehen, dass es verschiedenste Kompressor-Modelle mit unterschiedlichen Einstellungsmöglichkeiten und Regelverhalten gibt, funktionieren sie im Grunde nach aber recht ähnlich.

 

Nimm dir ein  Bassdrum-Sample, welches dir vom Sound gefällt, aber schon fertig bearbeitet ist. Also z.B. eines aus einem Soundpool.

 

Jetzt nimmst du dir ein unbearbeitetes Bassdrum-Sample und packst es auf eine neue Spur. Der Unterschied in Druck und Dynamik sollte auf jeden Fall gut hörbar sein.

 

Pack einen Kompressor drauf und stelle den Treshold auf Null, also so, dass der Kompressor nicht arbeitet. Jetzt stelle den Attack-Wert auf die kleinstmögliche Einstellung und mache langsam den Treshold auf bei sich immer wiederholender Bassdrum. Du solltest jetzt also hören, wie der Kompressor beginnt zu arbeiten. Stelle den Treshold auf einen Mittelwert und verändere langsam den Attackwert. Auch diese entstehenden Unterschiede solltest du hören. Vergleiche immer wieder zwischendurch mit dem schon bearbeiteten Sample aus der Spur oben drüber. Bist du der Meinung, dass der Anfang des Sounds jetzt ungefähr so ist, wie du ihn haben willst, dann mache dich an den Releasewert und wiederhole das Prozedere, bis du eine Einstellung hast, die du als gut befindest. 

Stelle jetzt den Treshold wieder auf Null und öffne ihn anschliessend wieder langsam und zwar bis zu dem Punkt, wo du denkst, dass der nun entstandene Druck und Lautstärkegewinn erreicht ist, ohne dass das Signal zu pumpen beginnt. Dann hast du schoneinmal die Grundeinstellung für diesen Sound erreicht. hast du noch mehr Regelmöglichkeiten am Kompressor, wiederhole die Prozedur einfach auch für diese noch einmal. 

Und immer wieder mit dem schon bearbeiteten Sound vergleichen und des Weiteren auch zwischendurch zum Vergleich den Kompressor auf Bypass stellen.

 

Nicht entmutigen lassen, wenn es nicht auf Anhieb so hinhaut, wie es soll. Das dauert ein Weilchen, aber irgendwann hast du es raus, wie es geht. 

 

Das kannst du jetzt mit verschiedenen Sounds machen und du wirst immer mehr dazu lernen. Es ist auch wichtig an dieser Stelle zu erwähnen, dass man nicht ständig neue Plugins nutzen sollte, gerade nicht am Anfang.

 

Such dir deine Plugins aus, die du gut findest und nicht unbedingt schon 200 Regler besitzen, obwohl es nur ein kleiner Kompressor ist und nutze am Anfang immer nur genau diese.

 

Der erste Vorteil ist der, dass du diese Plugins dann genau kennen lernst (Stärken und Schwächen) und vor allem weißt, bei welcher Art von Sound du ungefähr welche Einstellungen vornehmen musst um zu dem Klang zu kommen, den du möchtest.

 

Diese Methodik kannst du natürlich nicht nur für den Kompressor verwenden. Das geht mit allen anderen grundlegenden Werkzeugen genauso.

Systematisch die Funktionen durchgehen und einfach darauf achten, was passiert, wenn ich da und da dran drehe und wie beeinflussen sich die verschiedenen Regler untereinander.

 

Das am Anfang mit einfachen Sounds machen, dann komplexere nehmen. Wenn das auch schon gut klappt, dann mal zwei Spuren bearbeiten; herausfinden wie sich der Klang ändert, wenn man einen Sound erst durch einen EQ schickt und dann komprimiert, oder es genau anders herum macht. Bedenke: es gibt keine Standartantwort auf das wie, nur Möglichkeiten, die sich in der Praxis bewährt haben, aber trotzdem kann man im Prinzip auch diese Regeln brechen, hauptsache man erreicht das Ziel und es klingt gut.

 

Wenn du zwei Spuren zusammen gut klingend hinbekommen hast, dann schick doch das Signal mal auf einen Bus und bearbeite den noch zusätzlich. Was passiert dann? Wird es besser? Schlechter? Wodurch besser oder schlechter? Ausprobieren ist die Devise.

 

Du wirst sehen, es gibt die unterschiedlichsten Wege und du wirst durch deine Recherche noch viele Sachen aufspüren, die dich sukzessive weiterbringen werden und vor allem, auch wenn es lange dauern kann, wirst du viel Spaß haben und darauf kommt es ja am Ende an :)

 

"Übung macht den Meister": Abgedroschen, aber gut! :)

 

 

LG, die Musikmaschine