Ohne Kopfhörer klingt alles anders

Chrs schrieb am 08.04.2024 um 19:23 Uhr

Hallo liebe Gemeinde,

Kurz zu mir: ich bin noch absoluter Neuling auf dem Gebiet was das "produzieren" eigener Musik betrifft.

Ich hab mein Werk soweit fertig gestellt und dieses exportiert und in MP3 umgewandelt. Als ich mir die Datei dann angehört habe, unter meinen Kopfhöreren, dachte ich mir "wow echt Klasse, das Pack ich mir gleich aufs Handy" gesagt getan, dann Wiedergabe am Handy "Moment mal, das klingt ja ganz anders" also nochmal, die MP3 Datei am Laptop abgespielt, aber ohne Kopfhörer und auch da, überhaupt nicht dem entsprechend was ich da eigentlich fabriziert habe. Ich hab auch die ganzen Tage mit Kopfhörer an dem Programm gesessen, also keine Ahnung wie es da schon klang. Ich hab viel mit mir Hall und Echo gearbeitet und diese Effekte sind zum Teil gar nicht wahrnehmbar und einige Spuren sind viel viel leiser als mit Kopfhörer, fast schon gar nicht zu hören. Wie gesagt unter Kopfhörer klingt alles super.

 

Woran kann das liegen?

Ich rufe es euch noch mal in Erinnerung, ich bin absoluter Neuling was das angeht. Also verzeiht, falls ihr schon den Kopf schütteln solltet🙃

 

Beste Grüße

Chris

Kommentare

SP. schrieb am 08.04.2024 um 19:41 Uhr

@Chrs Kopfhörer geben ein Audiosignal binaural wieder, d.h. das linke Ohr den linken Stereo-Kanal isoliert und das rechte Ohr hört den rechten Stereo-Kanal isoliert. Der linke und rechte Kanal stören sich gegenseitig also nicht.

Mit Lautsprechern hören beide Ohren beide Kanäle gleichzeitig. Dabei überlagern sich die Tonfrequenzen von beiden Kanälen und können sich gegenseitig auslöschen. Das kann besonders dann sehr deutlich auftreten, wenn eine Stereo-Datei in Mono wiedergegeben wird.

Höre dein Projekt einmal mit Kopfhörern in Stereo und dann in Mono.

Chrs schrieb am 08.04.2024 um 19:50 Uhr

@SP. Ok, das ergibt Sinn.

Also ist es dann eher kontraproduktiv mit Kopfhörern zu arbeiten? Oder muss ich dann einfach immer wieder zwischen stereo und mono hin und her switchen, um solche Probleme zu umgehen?

 

Was könnte ich denn jetzt noch probieren, damit nicht alles um sonst war? Muss ich mir jetzt jede einzelne Spur wieder vornehmen?

SP. schrieb am 08.04.2024 um 20:07 Uhr

@Chrs Das kommt darauf an, was du erreichen willst.

Wichtig wäre es, den Mix möglichst frühzeitig bezüglich Mono-Kompatibilität und auf den gewünschten Soundsystemen zu testen (Kopfhörer, Stereo-Anlage, Smartphone-Lautsprecher, Autoradio etc.).

Es gibt auch Tools, die dabei unterstützen, etwa Dsoniq Realphones, das verschiedene Umgebungen näherungsweise simulieren kann, obwohl man nur mit Kopfhörern mixt.

Wenn du jetzt Musik für Mediation mit Kopfhörern machst und erwartest, dass deine Zuhörer Kopfhörer aufhaben, dann würde ich mich darauf konzentrieren, für den maximalen Effekt.

Wenn du grundsätzlich Mono-Singale im Stereo-Klangbild per PAN-Regler platzierst, dann sollte es keine großen Probleme mit Mono-Kompatibilität geben. Dann kommt es noch darauf an zu beachten, inwiefern die benutzten virtuellen Effekte die Mono-Kompatibilität beeinflussen.

holger-warning schrieb am 09.04.2024 um 22:12 Uhr

Es ist nicht kontraproduktiv mit Kopfhörern zu arbeiten. Inzwischen gibt es sehr gute Plugins, mit denen man auf Kopfhörern verschiedene Räume psychoakustisch exakt emulieren kann. Ich benutze zum Beispiel neben den dearVR Monitor sehr gerne das Immerse Virtual Studio von Embody (ein reales Studio wurde hier psychoakustisch für Kopfhörer eingemessen). Gerade bei einem Fortschreiten der Musikindustrie mit Dolby Atmos, Sony360 RA und MPEG-H (alles immersive Audioformate - man "steht also in der Musik drinn") wird man auch aus Kosten für ein Studio auf Amateurebene nicht um solche Plugins herum kommen.

VOXS schrieb am 10.04.2024 um 12:13 Uhr

...mal anschauen, lohnt sich:

Impulsantwort schrieb am 10.04.2024 um 16:15 Uhr

Produziert werden sollte eigendlich immer mit klangneutralen Nahfeldmonitoren.

Zur Kontrolle für die Feinheiten kann man dann auch mit Kopfhörern arbeiten.

Beim Produzieren ist es empfehlenswert sogenannte offene Kopfhörer zu verwenden,

weil dort das Räumliche besser rüberkommt. Ein sehr guter KH ist z.B. der DT 990 Pro.

Es sollte natürlich eine ruhige Umgebung da sein, da offene Kopfhörer eben auch

Aussenschall reinlassen.

https://www.delamar.de/kopfhoerer/kopfhoerer-mastering-mixing-48464/

 

Ize-Kube schrieb am 22.07.2024 um 05:38 Uhr

@SP.

 Kopfhörer geben ein Audiosignal binaural wieder, d.h. das linke Ohr den linken Stereo-Kanal isoliert und das rechte Ohr hört den rechten Stereo-Kanal isoliert. Der linke und rechte Kanal stören sich gegenseitig also nicht.

Ja, etwaige Phasenkorrelationen löschen sich im Kopfhörer nicht unbedingt aus.

Mit Lautsprechern hören beide Ohren beide Kanäle gleichzeitig. Dabei überlagern sich die Tonfrequenzen von beiden Kanälen und können sich gegenseitig auslöschen. Das kann besonders dann sehr deutlich auftreten, wenn eine Stereo-Datei in Mono wiedergegeben wird.

Nein, etwaige Phasenkorrelationen können zwar den Sound bei Lautsprechern

negativ beeiflussen, löschen sich aber nicht unbedingt aus.

Höre dein Projekt einmal mit Kopfhörern in Stereo und dann in Mono.

Egal, ob Lautsprecher oder Kopfhörer, löschen sich etwaige Phasenkorrelationen einer auf

Mono geschaltteten Stereodatei aus, bevor sie in die Lautsprecher oder Kopfhörer gelangen.

Das gleiche passiert auf einem Handy mit Mono-Lautsprecher, wobei ein Handylautsprecher

Frequenzen unterhalb von 200Hz so gut wie gar nicht überträgt. Letztendlich empfiehlt es

sich, sowohl Lautsprecher als auch Kopfhörer zur Kontrolle beim Abmischen und Mastern

zu verwenden. Monokompatibltät überwacht man z.B. mit Correlometer von Voxengo.