Nachfolgend der besagte Text und der Liedtext, da er schlecht zu verstehen ist.
Die
Kinder, jetzt nehmen sie die Kinder!
Sind
es überhaupt noch Kinder, diese abgemagerten Skelettchen mit vor
Hunger aufgedunsenen
Leibern und großen wissenden Augen? Augen, die schon soviel
Leid gesehen haben, Augen, die zusehen mußten, wie ihre Eltern
hingemordet wurden, Augen, in denen man eine große Anklage
lesen kann:“ Müssen wir denn sterben, ehe wir überhaupt
gelebt haben?“
Ein
kleines jüdisches Mädchen wirft der SS-Mann auf das
Lastauto. Es schwitzt vor Schwäche,
die Haare kleben ihm im Gesicht. Es faltet die Hände und ruft
„Mutter!“ Aber seine Mutter lebt nicht mehr, längst ist sie
dem Rassenwahn zum Opfer gefallen,
sie könnte, auch wenn sie noch leben würde, nicht helfen.
Jetzt kommt das
nächste Kind: Wie ein Soldat in der Todesangst nach der Mutter
ruft, so schreien die Kinder. Die Mutter des Kindes durfte erfahren
haben, daß ihr Kind, das sie
durch soviel Qual und Not durchgebracht, dem sie allein das Leben
gegeben hatte, jetzt verladen wird. Das Lastauto fängt zu fahren
an, die Aufseherin steht oben, der SS-Mann ist hinaufgesprungen –
aber eine Mutter hat soviel Kraft! Sie läuft, erreicht das Auto,
klammert sich rückwärts fest – ihre Füße
schleifen nach, sie fühlt es nicht... „ Kind! Mein Kind!“
schreit sie, „mein Kind!“ Irrsinn blickt aus ihren Augen...
„ mir mein Kind am Leben!“ Der SS-Mann schlägt über
ihre Hände mit der
Faust, die Aufseherin mit dem Stock, die Füße schleifen
sich wund – aber sie läßt nicht ab. Da packen sie die
Hände des SS-Mannes, und er zerrt sie hinauf in den Wagen;er
lacht höhnisch dazu und sagt etwas. Man kann ihn nicht
verstehen, aber man kann sich denken, was er sagt. Die
Mutter umklammert ihr Kind ganz fest, sie wird es niemals loslassen.
Die Tränen des
Kindes und der Mutter fließen in einem warmen Strom und sie
küßt die Augen, sie
küßt den Mund des Kindes. Wir
alle, die wir uns nicht vorstellen können, wie es in der
Gaskammer ist, können uns
eins gut vorstellen: wie diese Mutter noch im letzten Augenblick
ihren Atem dem Kind
einhauchen wird, damit es leichter sterben kann.
Antonia
Bruha: Die Frauen von Ravensbrück, Volksstimme (Wien), 9. Juni
1955
Mein
Kind
1. Sehe Dein Gesicht den flehenden Blick. Sehe wie Du sprichst - dann schreist Ich höre es nicht - doch ich weiß was du sprichst Sehe dein Gesicht - immer wieder der Blick. Sehe was du sprichst - doch ich kann nicht zurück. Ich erreiche dich nicht. Sie lassen mich nicht. 2. Auseinander gerissen, aus der Hand gerissen, Aus der Hand, die dich festhalten sollte, niemals loslassen wollte. Greife nach, doch ich erreiche dich nicht. Versuch es nochmal, dann der Schlag ins Gesicht. Sie treiben uns weg, treiben mich weg von Dir mein Kind. Mein Kind.
3. Ein Mann zittert neben mir, ein anderer stöhnt, jemand schreit, einer lacht wie Irr, ein andrer regt sich gar nicht mehr... Schaue durch die Stäbe in die frostkalte Nacht. Haben Sie den Kindern wohl Decken gebracht Schaue in die Nacht. Wünsch mich zu dir, gehe zu dir...
4. Wie war das nochmal irgendwann einmal Wir konnten lachen, Blödsinn machen. Einen Schneemann baun, den Flocken zuschaun Und wenn die Kinder sich trafen, um die Welt zu erkunden Wir zusammensaßen es verflogen die Stunden Wenn eine Träne floss hob ich hoch den Sproß. Und blies die Träne fort, weit weit fort. Und wenn wir fortgingen und du warst dabei. Hielst Du fest die Hand, suchtest Sicherheit. Hielt sie fest die Hand, halte sie fest, halte Dich fest mein Kind. Mein Kind.
5. Die Tür geht auf, die Sonne scheint herein. Bin bei dir, wo wirst du sein? Wir werden abgeholt, wohin wirds gehn? Vielleicht werden wir uns dort wieder sehn.
6. Warten im Dunkel, panisch, die Tür ist zu. Ein Rauschen im Stillen, schnürt es die Kehle zu In Angst versinken, die Seele ertrinkt. Tränende Augen, das Leben verrinnt
7. Mein Kind, gib es zurück, hol dich zurück. Laß dich nicht los, niemals los, mein Kind. Mein Kind.