Ein Performancetest zwischen AMD und Intel

Ehemaliger User schrieb am 14.06.2017 um 03:27 Uhr

Hallo Gemeinde,

hier mal ein Vergleichstest in Bezug auf das Encodieren eines Videos zwischen einem AMD Ryzen 5 1600X und einem Intel Core i7 6700K. Auf den ersten Blick vielleicht ein etwas "unfairer" Vergleich, aber das relativiert sich gleich zumindest ein wenig. Den Test habe ich, zusammen mit meinem Nachbarn (Danke für das Opfern der Zeit dafür) am Pfingstsonntag, den 04.06.2017 durchgeführt, also noch vor dem Update von Vdl am 06.06.2017.

Die Testsysteme sahen von der Hardware wie folgt aus:

  • Intel Core i7 6700K (4 Kerne, 8 Threads) mit OC auf 4,6 GHz (also gaaanz grob bzw. minimal mehr auf dem Niveau eines aktuellen i7 7700(K))
  • Mainboard Asus Z170 Pro Gaming
  • 2x 16 GB DDR4-RAM 2400
  • 512 GB SSD (C:)
  • 2 TB HDD (D:)
  • GraKa Nvidia GeForce GTX 1060 mit 6 GB DDR5 VRAM (für den Encodiertest "abgeschaltet", also nichts auf der GPU berechnen lassen, da Vdl ja eh keine GraKas unterstützt)

Das AMD-System sah wie folgt aus:

  • AMD Ryzen 5 1600X (6 Kerne, 12 Threads) mit OC auf 4,2 GHz
  • Mainboard MSI B350 Tomahawk
  • 2x 8 GB DDR4 RAM 2400
  • 1 TB SSD (C:)
  • GraKa Radeon RX570 mit 4 GB DDR5 VRAM (aus schon genannten Gründen ebenfalls entsprechend deaktiviert, also keine "Effekte auf GPU berechnen lassen")

Als Testfilm diente ein AVCHD-Video von 18:04 Mintuen Länge in FullHD 50p, zu 90% mit dem relativ rechenintensiven Effekt proDAD Mercalli V2 (Bildstabilisierung) versehen. Ausgabeformat mit dem Magix-Standartencoder war MP4 FullHD 50p mit den "Werkseinstellungen" von Magix (26 Mbit, Audio AAC 48 KHz, 160 Kbit). Für das Encodieren waren, wie schon gesagt, beide Systeme so konfiguriert, dass der komplette Vorgang nur auf der CPU ablief, im Falle des i7 6700K dann natürlich mittels Unterstützung (Hardwareencoding) der iGPU und damit Intel Quick Sync. Im eigentlichen Workflow dagegen gab es seltsamerweise keine deutlich spürbaren Unterschiede. Aber wie sollte es auch anders sein, wenn in allen Fällen eh nur die reine CPU-Leistung gefragt ist und die (dedizierte) GraKa lediglich der Bildwiedergabe auf dem Monitor dient? Zu dem Ergebnis:

Auf dem i7 wurde der Test in 5 Durchläufen in einer mittleren Zeit von 19:40 Minuten encodiert. Der Ryzen benötige dafür im Schnitt knapp 30 Minuten (29:50), was aus Sicht des i7 einer Differenz von rund 50% entspricht – und das wohlgemerkt bei einem auf das Maximum übertakteten R5 1600X. Selbst ein "billiger" Pentium G4560 in dem "Low-Budget-Gaming-PC" meines Sohns ist da mit 26:20 Minuten noch über 10% schneller. Dabei liefen laut der Software Speedfan 4.52 sowohl der i7, der G4560 als auch der R5 auf allen Kernen bzw. Threads.

Was ist jetzt die Quintessenz daraus, wobei dieser Test sicher nicht so wirklich repräsentativ ist? Meine persönliche Meinung ist, dass Magix sich wirklich, wirklich dringend an einer in allen Belangen besseren HW-Unterstützung zu schaffen machen sollte. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die neuen Ryzen-CPUs ansonsten (also abgesehen von Magix) wirklich sehr performante Teile sind und sich in Tests mit anderer Software und damit im Preis-/Leistungsverhältnis im Gegensatz zu Intel hervorragend schlagen und sowohl der Workflow als auch das Encodieren mit anderer Software in dieser Preisklasse (Cyberlink Powerdirector, Adobe Premiere Elements usw.) mit Ryzen-CPUs und zusätzlicher Unterstützung durch dedizierte GPUs wesentlich schneller funktioniert, läuft Magix hier m. E. echt Gefahr, dass demnächst viele potentielle Käufer zu Mitbewerberprodukten greifen werden. Die aufgrund dieses Tests quasi bestätigte, ausschließliche Unterstützung von Intel-CPUs für den Consumer-Markt (also mit iGPU und Quick Sync) scheint mir eine echte Sackgasse zu sein oder zumindest kurzfristig zu werden. Will man die gleiche Performance wie z. B. in/mit einem ca. 200-250 EUR teuren i5 haben, dann muss man bei AMD in Bezug auf die Nutzung von Magix sicher schon zu einem doppelt so teuren R7 1800(X) greifen – falls das überhaupt reicht. Da wird sich so mancher Einsteiger/Umrüster, der auf AMD setzen will, dann sicher 3x überlegen, ob er Magix Vdl/Pro X kaufen soll – und das auch völlig zu Recht.

Andererseits: selbst ein "popeliger" Pentium G4560 für gerade einmal knapp 60 EUR ist einem rund/gut 4x so teuren und bis ans Maximum übertakteten R5 1600X noch immer weitestgehend ebenbürtig und teilweise sogar überlegen – zumindest in Bezug auf die reine Nutzung unter Vdl. Dieses Ergebnis hätte ich nie erwartet. Wer also – und aus welchen Gründen auch immer – unbedingt mit Vdl/Pro X arbeiten will, der sollte auf jeden Fall unbedingt auf AMD verzichten und ausschließlich auf Intel setzen – und hier (vermutlich?) auch nur auf die CPUs der sogenannten "Consumer-Serie" (mit integrierter GPU und damit Quick Sync-Unterstützung), angefangen beim Celeron G1840 (ok, sicher keine wirkliche Empfehlung) bis zum i7 7700K, denn ob die jetzt kommenden Intel-CPUs der "X-Serie" (Kaby Lake X und Skylake X) eine iGPU beinhalten werden, das halte ich für eher unwahrscheinlich und konnte dazu auch noch nichts in Erfahrung bringen.

Also, Magix: Kommt mal in die Hufe und macht endlich was in Bezug auf bessere HW-Unterstützung, sonst werden Euch die Kunden wegrennen bzw. Eure Software wird in den entsprechenden Foren "zerrissen" werden… nix für ungut.

Gruß, Jürgen

Kommentare

maedschik schrieb am 14.06.2017 um 08:33 Uhr

Hallo! Jürgen!

Ich bin für praktische Tests (ein Gegner der vielen Theorie ) Besten Dank 👍👍👍

PS. Magix setzt wohl mehr auf Intel.

Gruß Lutz

Zuletzt geändert von maedschik am 14.06.2017, 08:40, insgesamt 1-mal geändert.

ASRock Z170 Extreme4+ / i7 6700K / 16 GB RAM / Nvidia GTX1060 / Intel HD 530 / SSD 500GB / SSD 1TB / SSHD 1TB /Win 10 Home/ /Aspire A715-71G i5-7300HQ Quad Core 2,5 GHz 8GB GTX 1050 HD 630 Win 10 / Panasonic Fz 1000 / Power Shot G5 X / Panasonic Tz71 /Sony HDR-PJ780VE

Ehemaliger User schrieb am 14.06.2017 um 12:20 Uhr

Was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, ist, dass mein altes System (i3 8 GB DDR3) bei der täglichen Arbeit tatsächlich nur unwesentlich langsamer ist, als mein neues System (i7 16GB DDR4). Da merkt man weder bei der Geschwindigkeit noch beim Vorrendern große Unterschiede.

Ich hatte die Hoffnung, manche Effekte direkt live mit dem Abspieler ansehen zu können, aber ich muss fast genausoviel vorrendern, wie früher.

Einzig beim Erstellen des Films in ein m2ts - Format ist das neue System in einem Drittel der Zeit fertig.

Man kann das ja auch positiv sehen: für die tägliche Arbeit benötigt man keinen neuen Rechner 😉

philipp-k schrieb am 25.07.2017 um 10:56 Uhr

Hallo Jürgen,

könntest du den Test ergänzen? Mich würde interessieren, wie der i7 OHNE Quicksync im Vergleich zum AMD abschneiden würde. Auf dieser Erkenntnis aufbauend hätte ich dann nämlich viele weitere Fragen.

Viele Grüße

Ehemaliger User schrieb am 30.07.2017 um 05:39 Uhr

Hallo @philipp-k,

diese Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da sich meiner Kenntnis nach nur die Intel-Quick-Sync-Funktion (also die iGPU) allein bzw. per se nicht deaktivieren lässt, auch nicht im BIOS/UEFI. Lediglich das HT kann man aktivieren oder deaktivieren. Allerdings: Und das ist an dieser Stelle bitte mit alleräußester Vorsicht zu betrachten: Nach meinen (derzeitigen) Recherchen ist selbst ein Ryzen 7 1800X in Bezug auf die Encodiergeschwindigkeit nur 5-7% langsamer als ein Intel Core i7 7700(K) und damit IQS-Unterstützung. Im Workflow unter Magix scheint es dagegen keine großartigen Unterschiede zu geben.

Ganz allgemein jedoch scheint diese Frage ein mehr oder weniger grundsätzliches Problem zu sein, denn die vielen Performace-Tests von mehr oder weniger bekannten "Fachzeitschriften" beziehen sich stets immer nur auf irgendwelche Benchmarks von "Killer-/Ballerspielen", wo die Blutspritzer unter möglichst realistischer Darstellung in "Echtzeit-3D" mit maximaler und realitätsnaher FPS dargestellt werden. BTW: Ich wünsche an dieser Stelle all den "Freunden" solcher m. E. maximal verachtenswerten "Spiele", dass sie tatsächlich einmal im realen und echten Leben in eine Situation geraten, wo ihnen in einem Feuergefecht echte und reale Gewehrkugeln und Granaten um die Ohren fliegen und explodieren. Mal schaun, ob sie dann solche "Spiele" immer noch so "unterhaltsam" finden, aber das ist ein anderes Thema.

Wie dem auch sei, so ist es in näherer Zukunft sicher interessant zu beobachten, ob sich die derzeit erscheinenden CPUs von Intel und AMD (ohne iGPU) in Form von 6-18-Kernern mit HT in Bezug auf Videoencoding präsentieren werden. Mehr kann ich zu diesem Thema derzeit leider auch nicht sagen.

philipp-k schrieb am 30.07.2017 um 09:16 Uhr

Hallo @Ehemaliger User

vielen Dank für deine Antwort!
Quick Sync sollte sich doch innerhalb von Magix VDL aktivieren bzw. deaktivieren lassen wenn ich mich nicht irre. Zumindest sieht es hier (zugegeben, hier geht's um eine nicht mehr aktuelle Version) so aus:

Dazu kommt, dass Quick Sync nicht nutzbar sein sollte sobald man den verwendeten Monitor an eine dedizierte Grafikkarte anschließt, oder? So habe ich das zumindest hier im Forum herausgelesen.

 

Noch ein kleiner Denkanstoß zu der von dir beschriebenen Art von Spielen. Ich spiele so etwas selbst nicht, was hauptsächlich daran liegt, dass ich schon etwas länger keine 14 Jahre mehr bin und darüber hinaus mit meiner wenigen freien Zeit sinnvollere Dinge anfangen kann.
Dennoch kam ich in den vergangenen Jahren nicht umhin folgendes festzustellen: Das Spiel Doktor Bibber macht mich nicht zu einem Chirurgen. Das Spiel Risiko macht mich nicht zu einem General, das Spiel Zug um Zug (absolut empfehlenswert meiner Meinung nach!) verschafft mir kein multinationales Einsenbahnimperium. Aber GTA5 soll mich zu einem potentiellen Mörder machen? Ich glaube nicht.
Dazu kommt, und das sollte man wissen, dass explizite Darstellung von literweise spritzendem Blut und herumfliegenden Körperinnereien in Deutschland mit einer Indizierung endet, was die Verkaufszahlen natürlich sehr negativ beeinflusst. Von daher hält sich die Darstellung solcher "Effekte" bei uns auf dem Niveau von Tatort-Filmen der ARD.

Ganz interessant vor diesem Hintergrund:

 

So, genug OffTopic. Ich werde mir mal die Mühe machen und mir VDL auf meinem i5 mit und ohne Quick Sync testen falls sich das wie von mir gedacht einrichten lässt. Eventuelle Ergebnisse würde ich dann hier einfach mal posten, ist sicher nicht ganz uninteressant.

Beste Grüße

 

 

 

newpapa schrieb am 30.07.2017 um 09:29 Uhr

Hallo,

"Dazu kommt, dass Quick Sync nicht nutzbar sein sollte sobald man den verwendeten Monitor an eine dedizierte Grafikkarte anschließt, oder? So habe ich das zumindest hier im Forum herausgelesen."

Das mag zutreffen - oder auch nicht. Bei meinem System laufen beide Systeme parallel. Meine Einstellung ist z.Z. diese. Zwei Monitore an der GTX. Der zweite Monitor mit einem zweiten Eingang hängt an der Intel-Grafik. Diese Ausgabe erreiche ich durch Umschalten am Monitor.