Hallo Gemeinde,
hier mal ein Vergleichstest in Bezug auf das Encodieren eines Videos zwischen einem AMD Ryzen 5 1600X und einem Intel Core i7 6700K. Auf den ersten Blick vielleicht ein etwas "unfairer" Vergleich, aber das relativiert sich gleich zumindest ein wenig. Den Test habe ich, zusammen mit meinem Nachbarn (Danke für das Opfern der Zeit dafür) am Pfingstsonntag, den 04.06.2017 durchgeführt, also noch vor dem Update von Vdl am 06.06.2017.
Die Testsysteme sahen von der Hardware wie folgt aus:
- Intel Core i7 6700K (4 Kerne, 8 Threads) mit OC auf 4,6 GHz (also gaaanz grob bzw. minimal mehr auf dem Niveau eines aktuellen i7 7700(K))
- Mainboard Asus Z170 Pro Gaming
- 2x 16 GB DDR4-RAM 2400
- 512 GB SSD (C:)
- 2 TB HDD (D:)
- GraKa Nvidia GeForce GTX 1060 mit 6 GB DDR5 VRAM (für den Encodiertest "abgeschaltet", also nichts auf der GPU berechnen lassen, da Vdl ja eh keine GraKas unterstützt)
Das AMD-System sah wie folgt aus:
- AMD Ryzen 5 1600X (6 Kerne, 12 Threads) mit OC auf 4,2 GHz
- Mainboard MSI B350 Tomahawk
- 2x 8 GB DDR4 RAM 2400
- 1 TB SSD (C:)
- GraKa Radeon RX570 mit 4 GB DDR5 VRAM (aus schon genannten Gründen ebenfalls entsprechend deaktiviert, also keine "Effekte auf GPU berechnen lassen")
Als Testfilm diente ein AVCHD-Video von 18:04 Mintuen Länge in FullHD 50p, zu 90% mit dem relativ rechenintensiven Effekt proDAD Mercalli V2 (Bildstabilisierung) versehen. Ausgabeformat mit dem Magix-Standartencoder war MP4 FullHD 50p mit den "Werkseinstellungen" von Magix (26 Mbit, Audio AAC 48 KHz, 160 Kbit). Für das Encodieren waren, wie schon gesagt, beide Systeme so konfiguriert, dass der komplette Vorgang nur auf der CPU ablief, im Falle des i7 6700K dann natürlich mittels Unterstützung (Hardwareencoding) der iGPU und damit Intel Quick Sync. Im eigentlichen Workflow dagegen gab es seltsamerweise keine deutlich spürbaren Unterschiede. Aber wie sollte es auch anders sein, wenn in allen Fällen eh nur die reine CPU-Leistung gefragt ist und die (dedizierte) GraKa lediglich der Bildwiedergabe auf dem Monitor dient? Zu dem Ergebnis:
Auf dem i7 wurde der Test in 5 Durchläufen in einer mittleren Zeit von 19:40 Minuten encodiert. Der Ryzen benötige dafür im Schnitt knapp 30 Minuten (29:50), was aus Sicht des i7 einer Differenz von rund 50% entspricht – und das wohlgemerkt bei einem auf das Maximum übertakteten R5 1600X. Selbst ein "billiger" Pentium G4560 in dem "Low-Budget-Gaming-PC" meines Sohns ist da mit 26:20 Minuten noch über 10% schneller. Dabei liefen laut der Software Speedfan 4.52 sowohl der i7, der G4560 als auch der R5 auf allen Kernen bzw. Threads.
Was ist jetzt die Quintessenz daraus, wobei dieser Test sicher nicht so wirklich repräsentativ ist? Meine persönliche Meinung ist, dass Magix sich wirklich, wirklich dringend an einer in allen Belangen besseren HW-Unterstützung zu schaffen machen sollte. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die neuen Ryzen-CPUs ansonsten (also abgesehen von Magix) wirklich sehr performante Teile sind und sich in Tests mit anderer Software und damit im Preis-/Leistungsverhältnis im Gegensatz zu Intel hervorragend schlagen und sowohl der Workflow als auch das Encodieren mit anderer Software in dieser Preisklasse (Cyberlink Powerdirector, Adobe Premiere Elements usw.) mit Ryzen-CPUs und zusätzlicher Unterstützung durch dedizierte GPUs wesentlich schneller funktioniert, läuft Magix hier m. E. echt Gefahr, dass demnächst viele potentielle Käufer zu Mitbewerberprodukten greifen werden. Die aufgrund dieses Tests quasi bestätigte, ausschließliche Unterstützung von Intel-CPUs für den Consumer-Markt (also mit iGPU und Quick Sync) scheint mir eine echte Sackgasse zu sein oder zumindest kurzfristig zu werden. Will man die gleiche Performance wie z. B. in/mit einem ca. 200-250 EUR teuren i5 haben, dann muss man bei AMD in Bezug auf die Nutzung von Magix sicher schon zu einem doppelt so teuren R7 1800(X) greifen – falls das überhaupt reicht. Da wird sich so mancher Einsteiger/Umrüster, der auf AMD setzen will, dann sicher 3x überlegen, ob er Magix Vdl/Pro X kaufen soll – und das auch völlig zu Recht.
Andererseits: selbst ein "popeliger" Pentium G4560 für gerade einmal knapp 60 EUR ist einem rund/gut 4x so teuren und bis ans Maximum übertakteten R5 1600X noch immer weitestgehend ebenbürtig und teilweise sogar überlegen – zumindest in Bezug auf die reine Nutzung unter Vdl. Dieses Ergebnis hätte ich nie erwartet. Wer also – und aus welchen Gründen auch immer – unbedingt mit Vdl/Pro X arbeiten will, der sollte auf jeden Fall unbedingt auf AMD verzichten und ausschließlich auf Intel setzen – und hier (vermutlich?) auch nur auf die CPUs der sogenannten "Consumer-Serie" (mit integrierter GPU und damit Quick Sync-Unterstützung), angefangen beim Celeron G1840 (ok, sicher keine wirkliche Empfehlung) bis zum i7 7700K, denn ob die jetzt kommenden Intel-CPUs der "X-Serie" (Kaby Lake X und Skylake X) eine iGPU beinhalten werden, das halte ich für eher unwahrscheinlich und konnte dazu auch noch nichts in Erfahrung bringen.
Also, Magix: Kommt mal in die Hufe und macht endlich was in Bezug auf bessere HW-Unterstützung, sonst werden Euch die Kunden wegrennen bzw. Eure Software wird in den entsprechenden Foren "zerrissen" werden… nix für ungut.
Gruß, Jürgen