Desert Trek 6: Ghost Caravan
Das Coverbild stammt von Joachim Simon und hat mich zu dieser Episode inspiriert. Er hat es mir freundlicherweise für diesen Song zur Verfügung gestellt:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/13365102
--------------
Ahmed Abdullahs Wüsten-Nachmittagssession (siehe Desert Trek 5 http://www.magix.info/de/desert-trek-5-late-afternoon-jam.audio.487862.html) wurde jäh durch ein bizarres Ereignis unterbrochen. Eine Karawane bewegte sich auf die Musikanten zu und kam unmittelbar vor dem Kochtopf (siehe Cover Desert Trek 5) zum Stillstand. Es war eine besondere Karawane; die Teilnehmer sahen nicht mehr ganz frisch aus. Allen standen die Haare zu Berge (nicht den Mitgliedern der Geisterkarawane, die hatten keine mehr, sondern Ahmeds Crew). Der Führer der fremden Karawane machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber dann fror die Szene plötzlich ein.
"Das ist doch der 1885 verschollene Wüstenforscher Malhir Malweg! Sein Verschwinden wurde niemals aufgeklärt", sagte dann nach einer Weile Ahmed.
"Faszinierend", bemerkte Mr. Spuck. "Darf ich dieses Standbild näher untersuchen?"
"Wenn Ihnen danach ist, bitte sehr."
Das war vom Captain betont uninteressiert dahergesagt. Aber jeder wußte: Wenn Mr.Spuck um etwas herumging (2:02), dann war es so gut wie entschlüsselt. Als guter Showman ließ sich Spuck Zeit, um den Moment der Bekanntgabe voll auszukosten - obwohl er die Lösung, wie viele vermuteten, längst schon hatte. Zuweilen steckte er seine Hand durch das untersuchte Objekt, es war nicht materiell. Dann blieb er stehen, schwieg lange vor sich hin und sagte dann in die gespannte Stille hinein:
"Das Rätsel ist gelöst."
"Was ist es? Was ist es?" rief die Crew.
"Habe die Fracht genau analysiert. Keine Musikinstrumente. Keine Sitar, keine Shamei, kein Dudelsack. Gar nichts. Nicht mal eine lausige Tabla."
"Und?"
"Wer so in die Wüste geht, verschollt zwangsläufig."
"Darf ich das ins Karawanenlog eintragen?" fragte Navigator Sumo.
"Ich bitte darum."
Und Sumo schrieb ins Karawanenlog: "Rätsel um den verschollenen Malhir Malweg gelöst. Keine Musikinstrumente dabei."
"Gut. Aber wie kommt es zu diesem Standbild?"
"Entweder jemand hat LSD in unser Essen gemischt oder eine kollektive Halluzination", warf die Karawanenpsychologin BeaBea ein. "Ich tendiere zu letzterem. Kein Wunder, daß sich nach dem Stress der letzten Tage ein solches posttraumatisches Syndrom zeigt."
"Nein, es ist eine bislang unbekannte Fata Morgana-Sorte", wandte Ahmed ein. "Keine Luftspiegelung, sondern eine Spiegelung auf der Zeitachse, ein Blick in die Vergangenheit." Der Capatain erkannte augenblicklich die Chance, ins *Lexikon der Wüstenforschung* einzugehen und fügte hinzu: "Ich nenne diese Sorte *Zeitachsen-Fata Morgana*. Los, Sumo, notieren Sie das! Der genaue Mechanismus ist nicht bekannt, aber das kriegen wir auch noch raus."
"Ich finde ja, der Typ hat eher Ähnlichkeit mit unserem Captain", warf Mr.Spuck ein. "Demnach hätten wir es also mit einer Spiegelung der Zukunft zu tun - wir sehen hier sozusagen unser eigenes Schicksal im Voraus."
"Wenn ihr mich fragt - ich weiß, ihr fragt mich nicht, aber trotzdem - ist das eine banale Projektion unserer außerirdischen Freunde. Sie wollen uns erschrecken und zur Umkehr bewegen. Bedenken Sie, daß wir uns auf ihre Koordinaten zubewegen", meinte Schrotty.
"Und warum ist die Geisterkarawane dann eingefroren statt weiter Stress zu machen, etwa durch wilde Gesten oder lautes Geschrei?" fragte Ahmed angesäuert.
"Eine Fehlfunktion in der digitalen Übertragung. Offenbar haben die Burschen im Cockpit massive technische Probleme."
Der Captain kochte innerlich, weil er seine Zeitachsen-Theorie und damit seinen Lexikoneintrag gefährdet sah, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken. "So viele Theorien, und nichts ist eindeutig. Also meditieren wir es aus."
Jeder begab sich wieder an sein Musikinstrument und die Jam-Session ging weiter. (4:12) Die musikalische Meditation setzte sich bis in den frühen Morgen fort. Nur dem Umstand, daß wir alle auch gelegentlich etwas essen und auf Toilette gehen müssen, ist die Ausblende am Ende des Songs zu verdanken. (Fortsetzung folgt).
P.S.: Auch am nächsten Morgen, als die Karawanencrew aus ihren Zelten krabbelte, stand Malhir Malweg noch blöde in der Gegend rum - wie eingefroren und mit halboffenem Mund. Was letztlich die These von Schrotty erhärtete.
------------------------
Verwendete VST-Synths:
Kontakt 4: Rockgitarren, Kirchenorgel, Chöre, Sitar, Dudelsack, Persische Flöte
Absynth 5: Synth Lead
Kore 2: Flächen
Century Keys: Piano
Sonivox: Fender Precision Bass
Loopazoid: Drums
Steinberg Halion: Bläserhits
AM Unifyer 3: Sequenzer Lines
(Percussion und FXs sind Magix Samples, die Gitarren-Zusammenbruchs-Sounds stammen von der Sampling CD "Guitar Odyssee", kriegt man mit MIDI leider nicht so hin.)
---------
Translation
see comment 2